Reisebericht der

in den Südwesten der USA im Jahr 2003

  Die 3 Schudis in Amerika  


 
 

Der 13. Tag

Ich glaube, der zentrale Tag unserer Reise lag uns allen dreien schon seit einigen Tagen irgendwie ein bisschen im Magen. Gesagt hat zwar niemand etwas.
Aber was mochte der 10-km-Hatsch durch Hitze und Wilderness zu THE WAVE alles bringen? Diese ‚Welle’ liegt in der Paria Canyon-Vermillion Cliff Wilderness- Area. Der Tag, um den sich der Rest der Reise herum zu trappieren hatte. Für die Wanderung zur Wave benötigt man eine Permit! Pro Tag gibt es 20 Permits, 10 davon 6 Monate im Voraus übers Internet und 10 vor Ort und im Losverfahren. Wichtig: die Internet- Permits sind zu den Hauptreisezeiten innerhalb von Minuten vergeben! Von einem Mit-Wave-Erkunder, den wir am Trailhead trafen, erfuhren wir,
dass für die heutigen 10 Permits des Losverfahrens immerhin 43 (!) Leute angestanden haben! „The Wave“ ist nicht mit den weitläufigen anderen Nationalparks und National-Monuments zu vergleichen. Sie ist ein winziger Diamant, eingebettet in die Herrlichkeit der Region der „Northern Coyote Buttes“ und dort im Bereich der „Paria Canyon-Vermilion Cliffs Wilderness Area“.

Mit der Permit gibt’s auch eine Landkarte. Zunächst fuhren wir auf der 89 von Page zur Rangerstation. Diese befindet sich etwa 30 Meilen westlich von Page nach dem Meilenstein 20 und gut sichtbar auf der linken Seite des Highways. Kurz vor der Abzweigung gibt es auch ein Hinweisschild an der Straße.  Dort legten wir unsere Permit vor. Die freundliche Rangerin holte einen kleinen Stapel Bilder (leider schon etwas abgegriffen) aus einer Schublade hervor und legte sie uns in der Reihenfolge des Ablaufs der Wanderung zur Wave auf den Tisch. Achtung: der Rückweg wird nicht beschrieben. Diesem fehlen auch die markanten Schlüsselstellungen des Hinwegs! Erst in der Rangerstation bemerkten wir den Zeitunterschied zwischen Utah und Arizona (+ 1 Stunde), so dass wir der Mittagshitze unmerklich und ohne etwas dafür geleistet zu haben, ein Stündchen näher gekommen sind. Nun ging’s wieder zurück zum Highway. Dann auf eine Gravel- Road und nach etwa einer dreiviertel Stunde Fahrt war der Trailhead erreicht. Wir trennten jetzt die Parkerlaubnis von unserer Permit ab, legten sie auf das Armaturenbrett und traten unsere „Expedition“ durch die Wildnis an. Sandwege, ein kurze Kletterei und denn schier endlos gerade aus. Wie war das noch mal mit den Bildern in der Rangerstation? Wohl dem, der ein gutes Gedächtnis hat. Auch ein Kompass ist keine schlechte Einrichtung. Es ist schon beruhigend, das auf den Bildern Gesehen dann in der Landschaft wieder zu finden. Wichtig: immer wieder umdrehen und die Landschaft einprägen. Auf dem Rückweg gibt’s tatsächlich nahezu keine Orientierungspunkte mehr. Jetzt der Aufstieg zur Wave. Nur die gebänderten Felsen der Umgebung lassen ahnen, was „The Wave“ ist. Endlich oben angekommen und körperlich ein bisschen geschafft, betreten wir durch das erste Wellental die Wave. Den überwältigenden Eindruck der in knapp 1700 m Höhe gelegenen Meereswelle aus gebändertem Sandstein kann man nicht beschreiben! Nur Bilder können hier helfen. Ausruhen, Staunen, Fotografieren und Filmen. Kontakt mit diesem Naturschauspiel aufnehmen. Aus unserer geplanten ½ Stunde „Besichtigungszeit“ sind dann schnell und absolut unmerklich 2 volle Stunden geworden. Die Filme verrannen in der Kamera wie der Sand zwischen den Füßen auf dem Herweg. Zwei volle Stunden in praller Mittagssonne (es dürften etwas mehr als 35 Grad C bei nahezu keiner Luftfeuchtigkeit gewesen sein) erkundeten wir „The Wave“ und das umliegende Gebiet. Immer wieder neue Formen und Ansichten begeisterten uns. In einem kleinen Tümpel (wie der in der Hitze überleben kann, ist uns schleierhaft) oberhalb der Wave tummelten sich irgendwelche Urviecher, die gut 10 cm groß sind: Tadpole Shrimps. Dann Rückweg. Wenn man sich die Landschaft auf dem Herweg eingeprägt hat, eigentlich nicht das Problem.

Nun noch 2x aus den Überwachungslisten austragen und schon war das Auto wieder in Sicht. Müde aber voller Eindrücke und einem Glücksgefühl „The Wave“ gesehen und die Wildniss bezwungen zu haben, sind wir dann wieder zurück nach Page gefahren. Leutchen, die sich für eine Begehung der Wilderness- Area und „The Wave“ interessieren, möchte ich folgendes mit auf den Weg geben: Gut vorbereitet ist "The Wave" keine Hexerei. Kartenkunde, guter Orientierungssinn und das Wissen, dass eine 4-6 Stunden-Wanderung in sengender Hitze (wir waren am 26. September 2003 dort) bei nahezu keiner Luftfeuchtigkeit und ziemlicher Höhe nichts mehr mit einem Touristentrip zu tun hat, den man mal so mitnimmt, sind aber ein absolutes Muss. Die Hauptlast, die man in seinem Rucksack trägt, müssen mindestens 3 Liter Wasser pro Person sein! Abenteuerlust hat darin keinen Platz mehr. Gutes Schuhwerk, Kompass (man muss natürlich auch damit umgehen können) und ein kleines „Notfallköfferchen“ sollten selbstverständlich sein. Schattenspender sucht man auf dem Weg vergeblich, von 2-3 dürren Bäumchen einmal abgesehen. Auch eine funktionierende Taschenlampe sollte zum Notgepäck gehören. Und noch etwas zum Thema Sicherheit: Man muss bedenken, dass im Gelände jegliche Beschilderung fehlt, dass man sich 2x zur eigenen Sicherheit in ein Register im Gelände ein- und, fast noch wichtiger, wieder austragen muss und dass man, falls etwas passiert, ganz auf sich gestellt ist. Handyanschluss ist nicht! Zurück nach Page oder zur Rangerstation, wenn sie denn dann noch offen hat, ist weit. Wir haben zwar fast alle der Permitinhaber im Gelände gesehen und ein paar davon getroffen. Davon kann man aber nicht ausgehen. Es wird u. U. viele Stunden vergehen bis Hilfe da ist. Auch an den Zufall eines Gefunden-Werdens sollten Interessenten ein paar Gedanken verschwenden! Voraussetzung ist natürlich immer, dass man sich nicht verläuft und sich im Bereich der möglichen Verbindungsstrecken zu „The Wave“ befindet. So, das war mir ein Anliegen, die Mystik, die von den vielen Berichten im Internet über "The Wave" ausgeht, einmal beim Namen zu nennen und auf die Gefahren hinzuweisen, die beim Anblick der Bilder leider allzu schnell in den Hintergrund verschwinden. Auch ich werde mich an die stille Abmachung halten, im Internet den genauen Streckenverlauf nicht zu beschreiben. Habt bitte dafür Verständnis. Und zu guter Letzt noch etwas in Sachen Natur: An vielen Stellen sieht man die dunkle Bodenkruste, den sog. kryptobiotischen Boden. Dieser begegnet einem auch an vielen anderen Stellen in den Nationalparks. Mikroorganismen haben ihr zu Hause, eben diese Kruste, in einem extrem langen Zeitraum (50 - 250 Jahre) aufgebaut. Die Kruste besteht aus Moosen, Algen, Mikropilzen und Bakterien und gehört zu den ältesten Lebensformen unserer Erde (ca. 3,5 Billionen Jahre). Ein einziger Tritt darauf kann diese gigantische Leistung zerstören. Es sollte auch selbstverständlich sein, seinen Müll wieder mitzunehmen und sich in der Natur still zu verhalten. Man sieht dann sogar das eine oder andere Getier. Upps, das ist jetzt doch viel viel mehr geworden, als ich eigentlich dazu schreiben wollte. Mit welcher Berechtigung nimmt ein so winziges Naturschauspiel so einen großen Platz ein? Weiß nicht, ist halt so. Nach oben